Pflanzenblog - Juni 2022

Die Wahrnehmung von Pflanzen: was sie neben Musik sonst noch hören und fühlen

Plattenspieler mit Sansevieria und anderen Pflanzen daneben

(C: LeeAnn Cline)

Pflanzen werden leicht unterschätzt. Sie seien nicht so «interessant» oder «cool» wie zum Beispiel ein Löwe oder andere Tiere. 🦁 Stattdessen werden sie oft darauf reduziert, was sie für uns Menschen machen: Sie produzieren Sauerstoff und reinigen die Luft.

Wir bei feey finden aber, dass Pflanzen unglaublich faszinierende Lebewesen sind. Sie können sogar einiges, was der noch so coole Löwe nicht kann. Pflanzen können sich beispielsweise regenerieren, auch wenn ein grosser Teil von ihnen gefressen wurde. Zudem können sie mit etwa 20 mehr Sinnen kommunizieren als ein Tier.

Pflanzliche Intelligenz

Obwohl Pflanzen weder ein Gehirn noch ein komplexes Nervensystem besitzen, sind sie in der Lage, wie intelligente Wesen zu handeln. Sie können sich erinnern und von Ereignissen lernen.

Diese Erinnerungs- und Lernfähigkeit konnte in einer Studie von Monica Gagliano, Professorin an der University of Western Australia, nachgewiesen werden. In ihrem Test liess sie wiederholt eine Mimosa pudica fallen. Im Englischen wird die Mimose auch «Touch-me-not» genannt. Sie besitzt sehr empfindliche Blätter, welche sich auch bei einer kleinen Berührung sofort zusammenfalten.

Farnartige Pflanze auf grüner Wiese

(C: Chandan Chaurasia)

Monica Gagliano liess ihre Mimosen aus 15cm Höhe fallen. Wie erwarten falteten sich ihre Blätter als Schutzmechanismus jeweils zusammen. Gagliano liess die Pflanzen wieder und wieder fallen. Ganze 60 Mal, um genau zu sein.

Kann die Pflanze daraus lernen und erkennen, dass der kleine Sturz ungefährlich ist? Ja! 😮 Mit der Zeit schloss die Mimose ihre Blätter nicht mehr komplett, und am Ende des Experimentes blieben sie komplett offen. Die Pflanze hat also gemerkt, dass ihr nicht geschadet wird.

Man könnte meinen, dass die Mimose einfach zu erschöpft war. Aber auch das war nicht der Fall. Als Monica Gagliano sie zur Abwechslung mal schüttelte, klappten sich die Blätter sofort wieder zu. Die Pflanze kann also verschiedene äussere Einflüsse unterscheiden (wie krass ist das denn!).

Nach etwa einer Woche liess Gagliano die Mimosen erneut fallen. Die Pflanzen konnten sich immer noch an den Versuch erinnern und ihre Blätter blieben offen. Auch nach 28 Tagen blieb das Ergebnis dasselbe.

Wie die Pflanze das aber genau gemacht hat, weiss man momentan noch nicht.

Wenn Pflanzen ihre:n Feind:in kommen hören

Grüne Raupe auf einem Ästchen

(C: Justin Lauria)

In einer Studie der University of Missouri wurde festgestellt, dass die Pflanze Acker-Schmalwand (ja, die heisst wirklich so 😄) auf das Kauen einer Raupe reagiert. 🐛

Und das läuft so ab:

Eine Raupe nimmt einen Biss von der Acker-Schmalwand. Die Vibrationen des Kauens nimmt die Pflanze offenbar wahr, denn: Sie scheidet daraufhin einen chemischen Abwehrstoff aus.

Bei Wind oder anderen Vibrationen derselben Frequenz werden keine Abwehrstoffe ausgeschieden. Der Pflanze gelingt es also, unter verschiedenen Vibrationen nur die gefährlichen herauszufiltern. 

Den Forscher:innen gelang es zusätzlich auch, die Vibrationen der Raupe aufzunehmen. Diese Aufnahme haben sie dann wieder abgespielt, woraufhin die Acker-Schmalwand wieder den chemischen Abwehrstoff ausschüttete.

Es scheint also, dass es bestimmte Schlüsselgeräusche gibt, welche eine Reaktion der Pflanze auslösen.

Pflanzen hören Wasserquellen

Ein weiteres solches Schlüsselgeräusch ist das Fliessen von Wasser. Egal ob das Wasser durch ein Rohr fliesst oder durch die Erde, Pflanzen nehmen diese Vibrationen wahr. Dadurch können sie steuern, wohin ihre Wurzeln wachsen sollen. Das wurde bei einer weiteren Studie von Monica Gagliano an der University of Western Australia festgestellt.

Bei dieser Studie wurde eine Erbsenpflanze in ein Gefäss in der Form eines umgekehrten Ypsilons gepflanzt. Die Pflanze hatte also zwei Optionen für das Wachstum ihrer Wurzeln. Unter den beiden Enden des Ypsilons wurden abwechselnd unterschiedliche Geräusche simuliert. Dazu gehörten fliessendes Wasser, eine Aufnahme von fliessendem Wasser, oder aber gar kein Geräusch.

Die Wurzeln wuchsen dem fliessenden Wasser entgegen. 💧 Die Erbsenpflanze konnte sogar unterscheiden, ob es sich beim Wasser um tatsächliches fliessendes Wasser handelte oder nur eine Aufnahme davon. Letzteres gefiel der Pflanze natürlich nicht, und sie wuchs deshalb auch nicht diesem Geräusch entgegen.

Weitere Versuche, bei denen die Erde der Pflanze feucht war, haben gezeigt: Ist genügend Feuchtigkeit vorhanden, wachsen die Wurzeln nicht dem Wasser entgegen.

Diese Studie zeigt, wie Pflanzen komplexe Verhaltensentscheide fällen können, indem sie ihre Umgebung analysieren.

Musik für Pflanzen

Bestimmt hast du schonmal gehört, dass Wein besser schmecken soll, wenn die Weintrauben mit klassischer Musik beschallt wurden. Aber welchen Einfluss hat Musik wirklich auf Pflanzen, und haben sie vielleicht sogar einen Musikgeschmack?

Rebberg im nebligen Morgenlicht

(C: Sven Wilhelm)

In Studien konnte nachgewiesen werden, dass Musik das Wachstum von Pflanzen fördern kann. Die Forscher:innen erkannten dabei auch, dass die Pflanze aber nicht zwischen Musik und anderen Tönen unterscheiden kann.

Die Schallwellen stimulieren die Zellen der Pflanze. Die Pflanze verteilt Nährstoffe besser und wird zu Jungaustrieb angeregt. Auch ihr Immunsystem kann gestärkt werden.

Klingt doch gar nicht so kompliziert und auch für dich zuhause einfach nachzumachen! Leider haben deine Pflanzen aber doch einen Musikgeschmack.

Pflanzen mögen klassische Musik und Jazz. Heavy Metal hingegen hat bei den Pflanzen Stress ausgelöst.

Einfach irgendetwas solltest du ihnen also nicht vorspielen.

🍇 Ein Weinbauer in der Toscana, welcher den berühmten Brunellowein produziert, beschallt seine Weinreben mit klassischer Musik. Das Experiment hat er vor über einem Jahrzehnt gestartet und nur an ausgewählten Stellen Lautsprecher aufgestellt.

Er hat dabei erkannt, dass die Reben in der Nähe der Lautsprecher mehr Trauben produziert haben und der Musik entgegengewachsen sind. Auch einen höheren Zuckeranteil sollen diese Trauben haben.

Probier es also doch auch mal aus und teile deine Musikliebe mit deinen Pflanzen. Vielleicht werden sie ja grösser und kräftiger, als du es mit Dünger hingekriegt hättest. 😊

Was die Wahrnehmung und Kommunikation von Pflanzen angeht, bleibt noch sehr viel unerforscht.

Man weiss aber schon, dass Pflanzen über 20 verschiedene Sinne haben und untereinander kommunizieren und Nährstoffe senden können.

Da freuen wir uns doch auf neue Studienergebnisse!

Ivo

Hat in die Tasten gehauen:

Ivo

aus dem Content-Team von feey

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