Ganz normale Zimmerpflanzen gehen auf Tauchstation. Sie wachsen nicht in Erde oder Hydrokultur, sondern direkt in Wasser.
Das ist weder Märchen noch Humbug noch Utopie.
Und auch du kannst das! Gärtnern in Wasser ist eine super Alternative für Neulinge (Kinder!), Leute mit wenig Platz und ohne Schaufel, mit einer Aversion gegen Dreck und nicht zuletzt für Menschen mit grünem Daumen, die sich an etwas Neues wagen wollen.
Was es dir sonst noch so bringt, Wasserpflanzen in der Bude zu haben:
- Du hast kaum Aufwand. Giessen? Umtopfen? Pha!
- Die üblichen Verdächtigen wie Wurzel-Krankheiten, erdliebende Schädlinge und vor allem Staunässe und Schimmel sind passé.
- Haustiere können nicht in Wasser buddeln. (Wie du Haustiere auch von den grünen Teilen deiner Pflanzen fernhältst, liest du hier.)
📈 Wenn du damit leben kannst, dass deine Pflanzen keine Wachstumsrekorde mehr brechen werden, kannst du sie problemlos baden schicken. Denn: Deine Pflanzen im Wasser machen weniger und wohl auch kleinere Blätter als ihre Verwandten in der Erde.
Mangopflanze (C: おにぎり)
Bevor du deinen Pflanzen jetzt die Badekappen montierst, solltest du zu ihrem Schutz noch kurz weiterlesen:
Welche Pflanzen kannst du in Wasser ziehen?
Direkt im Wasser kannst du ganz viele Zimmerpflanzen kultivieren.
Auch eine Menge Kräuter (u. a. Basilikum, Minze, Salbei, Rosmarin und Oregano) funktionieren super.
Wenn du auf der absolut sicheren Seite sein willst, hol dir für den ersten Versuch eine Aufsitzerpflanze.
💡 Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) kommen vor allem aus tropischen Regionen und wachsen dort auf Bäumen statt am Boden. Sie vertragen Feuchtigkeit sehr gut.
Epiphyten sind also die Klassiker in der sogenannten Hydroponik, also der Kultivierung von Pflanzen in Wasser (wow, zwei Gärtner:innen-Fachausdrücke in einem Satz!).
🌴 Nicht in Wasser halten kannst du Pflanzen, die sehr wenig Wasser brauchen und solche, die wie die Yucca oder
Hier die Liste unserer Lieblingspflanzen, die wir alle schon in Wasser gezüchtet haben:
- Friedenslilie
- Keulenlilie
- Monstera
- Orchideen
- Syngonium
- «Adventsblumen» wie Narzissen, Hyazinthen und die Amaryllis
- Bäume 😀 Die Zimmertanne hat zum Beispiel wunderschöne, rostrote Wurzeln. Du kannst auch einfach einen Zweig deines Lieblingsbaums ins Wasser setzen und beobachten, was für Wurzeln er im Wasser schlägt. Und einen Avocado-Baum beispielsweise ziehst du, wenn du seinen Kern erstmal in Wasser einlegst.
(C: Jazmin Quaynor)
Kann ich auch eine Sansevieria in Wasser ziehen?
Von uns kriegst du ein ganz klares JEIN.
Ja, die Schwiegermutterzunge funktioniert im Wasser. Viele Pflanzenliebhaber:innen wünschen sich das, und deshalb werden Sansevierias auch in Hydrokultur produziert.
ABER bei feey bricht uns das ein bisschen das Herz.
Sansevierias in Wasser zu kultivieren entspricht nicht den Bedürfnissen der Pflanze. Die Schönheit ist eine Wüstenpflanze und wächst in der Natur ausschliesslich in der Erde (bzw. der Wüste, eben). Sie braucht nur sehr wenig Wasser.
Deswegen sehen wir bei feey nicht so gerne Schwiegermutterzungen in Wasser. Wir vermehren sie lieber anders.
🤫 Psst! Kerngesunde und glückliche Sansevierias in der Erde gibt’s hier:
Jetzt aber zurück zum Thema und zu Pflanzen, die sich sehr gern ins Nasse setzen:
Pflanzen in Wasser kultivieren: So funktioniert's [Anleitung]
1. Wähle dein Gefäss.
Damit du Pflanzen in Wasser ziehen kannst, muss dein Gefäss nur eins mit Sicherheit sein: wasserdicht. Von Vorteil ist auch eine etwas breitere Öffnung, damit du deine Pflanze bei Bedarf auch dann noch herausnehmen kannst, wenn sie sehr viele Wurzeln gebildet hat.
Ansonsten sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt. Denkst du an Vasen, (kaputte) Flaschen, Töpfe, Einmachgläser,
Interessiert dich vor allem das Wurzelleben, solltest du natürlich ein durchsichtiges Gefäss nehmen. Bei Pflanzen wie der Orchidee, die mit ihren grünen Wurzeln auch noch Photosynthese macht, ist das sowieso wichtig.
🤘 Profitipp: Von Kupfer, Messing und anderen Metallen und Legierungen lässt du lieber die Finger, wenn du Pflanzen in Wasser kultivieren willst. Das Material kann oxidieren oder sonstwie mit dem Dünger interagieren und das Wasser verändern. Ein metallischer Übertopf ist aber natürlich schick! Und ein dunkles Gefäss kann für dich perfekt sein, wenn du dir wegen Algenbildung Sorgen machst.
Die Pflanze, die du in Wasser halten möchtest, sollte ihr neues Zuhause nicht zum Umstürzen bringen. Eventuell kannst du das Gefäss deshalb nach einer Weile gegen ein grösseres und schwereres austauschen. ⬆️
2. Fülle dein Gefäss mit Wasser.
Etwa drei Viertel hoch kannst du Wasser in dein Gefäss einfüllen. Das hängt ein bisschen davon ab, wie deine Pflanze beschaffen und wie gross das Wurzelwerk ist, das unter Wasser zu liegen bzw. schwimmen kommt.
Am besten nimmst du zimmerwarmes Regenwasser oder Leitungswasser, das du sicher 24 Stunden hast stehen lassen.
Wenn du möchtest, kannst du auch zuerst Kies, gewaschenen Sand, Ziersteine oder Murmeln einfüllen. Das gibt deiner Konstruktion etwas Stabilität.
🪨 Profitipp: Ein Stück Aktivkohle oder etwas Holzkohle-Pulver hilft, das Wasser sauber zu halten, und beugt Gerüchen vor😤 – aber es entzieht dem Wasser auch Nährstoffe für deine Pflanze! Deswegen empfiehlt Pflanzendoktor Janko stattdessen, das Wasser von Zeit zu Zeit zu wechseln – spätestens dann, wenn es grün wird.
3. Pack dir deine Pflanze und stell sie ins Wasser.
Das Wurzelwerk deiner Pflanze gehört jetzt ins Wasser. Dort wird sich deine Pflanze eingewöhnen und anfangen, Wasserwurzeln zu bilden. Als natürlicher Wurzelaktivator kannst du Weidenwasser verwenden.
Stell sicher, dass möglichst wenig vom Trieb selbst im Wasser ist, damit dort nichts zu faulen beginnen kann.
🥳 Von Erde in Wasser: Yay!🥳
Hat deine Pflanze schon eine Weile in Erde gelebt, sollte die Umstellung kein Problem für sie sein – sofern du die richtige Pflanze gewählt hast.
Nimm sie aus ihrem Topf und entferne möglichst viel der Erde. Am besten spülst du sogar die Erde vom Wurzelballen ab.
Falls du Wurzeln schneidest, lass die Schnittstellen 1-2 Tage antrocknen, bevor du die Pflanze ins Wasser setzt.
🍃 Profitipp: Wenn du Wurzeln zurückschneidest, musst du oben ebenfalls einen Teil der Pflanze entfernen. Das heisst, 1-2 Triebe oder Teile von Trieben darf die Pflanze ruhig lassen. Denn mit weniger Wurzeln hat sie sonst grösste Mühe, die gleiche Menge Blätter zu versorgen.
Alternativ kannst du die Gelegenheit gleich nutzen, Stecklinge von deiner Pflanze zu ziehen und im Wasser wurzeln zu lassen. Schneide dazu einfach einen Trieb mit mehreren Blättern ab, am besten grad unter einer Knospe bzw. einem sogenannten «Auge». Blätter sollten keine unter Wasser sein.
👉🏻 Hast du bei diesem Versuch schon mal erlebt, dass einfach keine Wurzeln wachsen wollen? Schau doch mal in unserem Blog vorbei, wieso Stecklinge nicht wurzeln.
(C: Sarah Dorweiler)
😩 Von Wasser in Erde: Nay! 😩
Vorsicht: Wenn deine Pflanze längere Zeit – sagen wir ca. 2 Monate – im Wasser gelebt hat, verfügt sie nur noch über Wasserwurzeln. Diese können in der Erde nicht leben.
Was bei Stecklingen auch nach 1, 2 Monaten Anwurzeln im Wasser noch gut funktioniert, ist bei älteren Pflanzen schwierig. Wachsen sie in Wasser, kannst du sie nicht einfach in die Erde umtopfen.
Lass also lieber die Finger davon und schneide dir stattdessen einen neuen Steckling, den du im Wasser bewurzelst, oder topfe die Pflanze gleich in Hydrokultur ein.
4. Finde den idealen Standort.
Stell dein Gefäss mit deiner neuen Wasserpflanze an einen hellen Ort mit indirektem Sonnlicht. Zugluft und Heizungsluft solltest du vermeiden.
👉 Wie du den idealen Standort für deine Pflanze findest, liest du hier.
Wasserpflanzen und besonders Stecklinge brauchen etwas mehr Licht als andere Pflanzen, weil sie viel Energie aus der Photosynthese brauchen, um starke Wasserwurzeln zu bilden.
(C: Sarah Dorweiler)
Pflanzen in Wasser pflegen und düngen
Giessen? Ha! Da lacht die Wasserpflanze nur.
🌊 Natürlich solltest du trotzdem schauen, dass immer genügend Flüssigkeit im Gefäss ist, und das Wasser ausserdem alle 4-6 Wochen auswechseln.
Pflanzen in Wasser brauchen auf jeden Fall Nährstoffe von dir. Denn was sonst in der Erde ganz natürlich vorhanden ist, musst du ihnen im Wasser händisch zugeben.
Dazu kannst du alle paar Wochen vorsichtig Flüssigdünger ins Gefäss tröpfeln. Weniger ist mehr. Am besten düngst du immer dann, wenn du sowieso das Wasser wechselst.
Wenn dir das zu ungenau ist, mischst du deine Wasser-Nährstoff-Lösung alternativ so an: Füll ein Litermass mit so viel Wasser, wie du für dein Gefäss brauchst. Schau dann auf der Verpackung vom Dünger nach, wie viel für diese Menge (Giess-) Wasser vorgesehen wäre, und gib tatsächlich nur einen Viertel davon zu.
Überdüngung ist für deine Pflanze viel schlimmer als zu wenig Dünger. Im schlimmsten Fall verbrennen die Wurzeln und sind nicht mehr in der Lage, Wasser und Nährstoffe aufzunehmen, und so vertrocknen die Blätter.
Bei einem Nährstoffmangel siehst du eine gleichmässig vom Rand kommende, leicht gelbliche Verfärbung der Blätter und kannst die Dünger-Dosis einfach ein wenig erhöhen.
👉 Wie du Düngefehler vermeidest und im schlimmsten Fall behebst, liest du auf unserer Erste-Hilfe-Seite bei Pflanzennotfällen.
(C: Cierra Henderson)
Hilfe! Meine Pflanze in Wasser stirbt!
Hold your horses.🐴
Wir kennen zwei besorgniserregende Symptome, und zu beiden gibt es eine Lösung:
1. Meine Pflanze bildet weisse Stellen oder Verdickungen im Wasser.
Das ist Kallusgewebe und völlig unschädlich. Es entsteht oft bei starkem Wurzelwachstum. Abkratzen? Untersteh dich!
2. Mein Wasser wird trüb, stinkt, fault und/oder ich sehe einen grauen Belag.
Das deutet darauf hin, dass du das Wasser nicht wechselst, oder auf eine Wurzelverletzung oder Wurzelfäulnis. Fäulnis kann entstehen, wenn du die Schnittstelle deines Stecklings nicht (genügend) antrocknen lassen hast.
Wenn dein Steckling an der Schnittstelle fault, musst du die faulige Stelle bis zum gesunden Trieb zurückschneiden und anschliessend zuerst wieder antrocknen lassen. Auch kannst du die Schnittstelle vorbeugend mit Zimt desinfizieren.
Dein Gefäss solltest du gut ausspülen und vielleicht sogar mit Essig auswaschen, um es ebenfalls zu desinfizieren.
Die fancy Lösung für Tüftlerinnen und Chemie-Cracks: 😉
Du leerst das Wasser aus, lässt den Steckling trocknen und gibst zu 500 ml frischem Wasser ca. einen Esslöffel 3%iges Wasserstoffperoxid aus der Apotheke. Das desinfiziert deine Brühe. Wasserstoffperoxid zersetzt sich aber nach etwa 48 Stunden wieder zu Wasser und Sauerstoff. Wenn deine Pflanze in Wasser also nochmals zu faulen beginnt, kannst du die Prozedur wiederholen.
💡 Das meint der Pflanzendoktor:
Pflanzen in Wasser? Probier es doch einfach mal aus!
Am besten startest du mit Stecklingen deiner erwachsenen Pflanzen und schaust, wie sich die Wurzeln verschiedener Pflanzen an unterschiedlichen Standorten entwickeln.
Auf diese Weise verlierst du keine Pflanze, wenn doch mal etwas schiefgeht, sondern kannst im Frühling mit einem neuen Steckling einen neuen Versuch wagen.
Als nächsten Schritt kannst du dir vielleicht eine Jungpflanze vornehmen, die vor zwei oder drei Jahren selbst noch ein Steckling war.
Wir wünschen viel Erfolg und vor allem viel Spass!
PS: Und wenn sich bei dir jetzt noch Fragezeichen türmen oder du sonst nicht weiterweisst, stehe ich dir natürlich mit Rat und Tat zur Seite. Kontaktiere mich am besten über das Pflanzendoktor-Formular.